Katja Husen *12.06.1976 † 28.06.2022

Katja Husen steht auf den Landungsbrücken im Hintergrund ist das Dock 11 zu sehen

Die Hamburger GRÜNEN trauern um ihr langjähriges Parteimitglied Katja Husen. Katja Husen ist heute an den Folgen eines schweren Fahrradunfalls verstorben. Sie wurde nur 46 Jahre alt und hinterlässt eine Tochter und ihren Partner.

Katja Husen wurde buchstäblich aus dem Leben gerissen. Ihr viel zu früher Tod macht uns fassungslos. Noch vor ein paar Tagen hat sie voller Begeisterung von dem geplanten Radmarathon erzählt, auf dem sie am Wochenende den tödlichen Unfall hatte. Katjas Energie hätte für drei gereicht, sie war voller Lebenslust und Empathie. Sie hat besonders auf diejenigen geschaut, die nicht genug gesehen und nicht gehört werden in unserer Gesellschaft, und es war ihr ein großes Anliegen Ungerechtigkeiten systematisch aufzulösen.

Katja Husen war über 25 Jahre in den unterschiedlichsten Funktionen in unserer Partei aktiv. Ob als Bürgerschaftsabgeordnete, Mitglied im Bundesvorstand, Mitglied im Landesvorstand, designierte Bezirksamtsleiterin oder Bundestagskandidatin: Wir verlieren einen sehr klugen, kämpferischen Menschen mit dem Herz am rechten Fleck und eine gute Freundin.

Wir trauern um Katja Husen. Unsere Gedanken sind bei ihrer Tochter, der Familie, den Freund*innen und Kolleg*innen und allen, die ihr nahestanden.

21 Gedanken zu „Katja Husen *12.06.1976 † 28.06.2022“

  1. Liebe Katja,

    Mut heißt nicht, keine Angst zu haben. Mut ist, wenn man trotzdem springt. Du hast das so früh erkannt – und wer dich auch nur kurz kannte, den wundert das nicht – nur deine Deutschlehrerin hat es nicht verstanden. Wenn ich könnte, würde ich dir Da draussen von Sarah Lesch dazu vorspielen. Ich glaube, es würde dir gefallen.

    Ich wünschte, ich hätte mehr von dem kennenlernen dürfen, was du bereit warst zu geben.

    Die Sehnsucht deiner engen Lieben nach dir muss unermesslich sein. Doch dein Mut und deine Wärme werden weiter strahlen und das werden sie für immer spüren.

    In warmen Gedanken an dich und an sie, Amina

  2. Katja habe ich vor allem im Rahmen der Eimsbütteler Bezirkspolitik erlebt und dort näher kennengelernt. Das waren keine einfachen Situationen und ich habe es immer bewundert, mit welchem klaren Kompass sie in die Auseinandersetzungen mit kritisch eingestellten Personen gegangen ist. Am Ende hat sie das Gegenüber überzeugt aufgrund von guten Argumenten und ohne Verbohrtheit. Ich werde sie und ihre Diskussionsart sehr vermissen. An der aufrechten Haltung von ihr nehme ich mir ein Beispiel.

  3. Katja Husen bin ich nur zwei Mal begegnet. Ihre weitreichenden Kenntnisse, ihre beeindruckende schnelle Auffassungsgabe und ihre Dynamik sind mir in Erinnerung. Es ist unvorstellbar, dass sie nicht mehr unter uns lebt.
    Mein ganzes Mitgefühl gilt ihren Angehörigen. Ich wünsche Ihnen sehr, dass Ihnen die Kraft zuwächst, die Sie jetzt brauchen, um ohne Katja Husen weiterleben zu können! Mögen Menschen für Sie da sein, die Sie in den schweren Stunden gut begleiten. Alle guten Wünsche hat für Sie, Vivian Wendt, Mitglied der Aufsichtskommission

  4. Ich erinnere mich immer wieder gerne an meine erste Begegnung mit Katja. Ich war neu bei der Grünen Jugend und Katja hatte gerade ein Interview bei Extra 3 mit Bravour gemeistert. Ich war total begeistert, eine Frau aus dem Fernsehen zu treffen und habe sie auf dem Weg in die Kneipe glaube ich mit meinen Fragen voll genervt.

    Das mit dem Nerven hat sich in den dann folgenden 20 Jahren hoffentlich nicht wiederholt – die Gespräche und Begegnungen hingegen waren weiterhin sehr wertvoll und eine Erinnerung wert.

    Viel zu früh verlieren wir eine kluge und sympathische Politikerin und Freundin. Meine Gedanken sind bei ihrer Familie und Angehörigen.

    Martin

  5. Liebe Katja,

    wir kennen uns inzwischen seit 2 Jahren. Du bist mir ans Herz gewachsen. Eine Freundin, Vorbild und Mentorin, die ich nicht missen will. Und doch ist dieser Moment gekommen. Viel zu früh.

    Ich weiß noch, wie wir uns das erste Mal trafen. Du hattest Mittagspause und wir schlenderten zu Aramo in der Hoheluftchaussee. Wir lernten uns kennen und diskutierten kreativ, wie wir die Magistrale zu einem menschenfreundlicheren Ort gestalten könnten. Es war ein tolles Kennenlernen. Wir überzogen natürlich hoffnungslos deine MiPa (ich hoffe, du hast dafür nie Ärger bekommen…).

    Fortan schrieben und trafen wir uns regelmäßig. Und sprachen von unserer Kindheit, unseren Leben, wer wir sind und wer wir sein möchten. Wir haben schnell Vertrauen zueinander gefunden. Am Tag der Bundestagswahl 2021 waren wir am Vormittag zusammen im Museum und schauten uns stundenlang die „Heimaten“-Ausstellung an. Wir fragten uns, was für uns jeweils „Heimat“ ist. Als du das FCSP-Exponat sahst, musstest du grinsen. Ich auch.

    Jeden Moment mit dir, deine Inspirationen, deine kreativen Gedanken, deine Wärme, Offenheit und Lebensfreude habe ich geliebt. Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit.

    Ich vermisse dich sehr.
    Alles Liebe.

  6. Unfassbar. Fassungslos starre ich auf die Todesnachricht in der NDR-Hamburg App. Das kann doch nicht wahr sein! Es bleibt unfassbar. Der Tod von Katja Husen ist ein unermesslicher Verlust. In der kurzen Zeit gemeinsamer Zusammenarbeit in der Aufsichtskommission für geschlossene Einrichtungen habe ich ihre engagierte und empathische Art, ihren Optimismus und ihre hohe Kompetenz kennen und schätzen gelernt. Auch dort klafft jetzt eine große Lücke. Der gemeinsame Besuch des Krankenhauses Alsterdorf ist mir in sehr guter Erinnerung. Nie wurde deutlich, dass sie eine Prominente war, sie blieb immer auf Augenhöhe.
    Ich wünsche allen Angehörigen und Weggefährt*innen viel Kraft für die schwere Zeit

  7. Es muss 2006 oder 2007 gewesen sein, als ich Katja zum ersten Mal bei einer Grünen Veranstaltung am Rednerpult erlebt habe. Und ich weiß noch, wie beeindruckt ich von ihrer Klarheit, Prägnanz und ihrem rhetorischen Talent gewesen bin. Intensiveren Kontakt hatten wir dann wieder im Vorfeld der Wahl zur Bezirksamtsleiterin. Und erneut war ich von ihr fasziniert. Davon, wie schnell sie sich mit den unterschiedlichsten bezirklichen Themen vertraut gemacht, wie tief sie sich eingearbeitet hat. Wie charmant und gleichzeitig ein-eindeutig sie ihre Positionen vertreten hat. Wie mutig und risikobereit sie sich der Wahl gestellt hat. Katja wirkte auf mich immer absolut furchtlos. Niemals weichgespült. Immer klar in ihren Positionen und mit dem seltenen Talent ausgestattet, diese in 140 Zeichen griffig zu formulieren.

    Katja. Du fehlst.

  8. Die Nachricht von Katjas Tod hat mich bestürzt und erschreckt. Es ist nicht zu begreifen, dass sie noch so jung und zur Unzeit aus dem Leben gerissen worden ist.
    Ich erinnere mich, wie wir ihre Kandidatur damals im Bürgerschaftswahlkampf freudig und hartnäckig unterstützten und wie geradezu überrascht-dankbar sie dafür war.
    2002 brach ich mir das Jochbein bei den HEW-Cyclassics. Ich trage seitdem NUR eine Narbe, darf aber leben. Aus dieser Perspektive hat mich ihr Tod besonders hart getroffen.

  9. Liebe Katja,
    seit 2014 lebe ich nicht mehr in Hamburg und danach haben wir uns nicht mehr gesehen. Ich erinnere besonders einen Abend im bayrischen Hofbräuhaus nach einem Landesausschuss. Ich glaube, es war nach den Sommerferien 2013 als wir dort gemeinsam unsere Ferienerlebnisse austauschten und du erzähltest, dass du in Lovran warst – einen Ort, den wir beide sehr schön fanden und über den wir den ganzen Abend sprachen. Dieser nette Abend wird mir immer in schöner Erinnerung bleiben.
    Zuletzt sind wir uns jedoch auf Twitter wieder begegnet, um gemeinsam gegen die Pandemie zu kämpfen.
    Deine Kraft wird uns fehlen.
    Sava

  10. Liebe Angehörige, Freund*innen und Bekannte von Katja,

    auch mich hat die Nachricht, dass Katja nicht mehr bei uns ist, geschockt und fassungslos hinterlassen.

    Ich kannte Katja aus der Grünen Jugend/GAJB, da haben wir bei einigen Projekten intensiver zusammengearbeitet. Danach blieben wir im losen Austausch – am Rand von Parteitagen, über diverse soziale Medien, später dann auch im Kontext der BAG Wissenschaft und der Idee, Wissenschaftlichkeit stärker in die grüne DNA einzuschleusen.

    Es berührt mich, zu sehen, was für eine Lücke Katja hinterlässt, wie viele sie beeinflusst hat, für wie viele sie ein Vorbild war.

    Sie ist immer einen Schritt weitergegangen. Dass die Grüne Jugend und inzwischen Bündnis 90/Die Grünen eine solide, zeitgenössische feministische Ausrichtung haben, und nicht in den seltsamen Verirrungen der zweiten Welle hängen geblieben sind, ist etwas, zu dem Katja die Grundlagen gelegt hat.

    Und das war bei weitem nicht das einzige Thema, bei dem sie beharrlich, aber nicht verbissen, schlicht durch Vorleben und Tun etwas verändert und bewirkt hat. Spontan fällt mir hier das Thema vegane Ernährung ein – für Vegetarismus werben kann ja jede*r; immer wieder Anstöße dafür zu setzen, mal darüber nachzudenken, ob vegan nicht auch was wäre – das ist dann doch besonders.

    Egal, wie lose der Kontakt war – ich vermisse Katja und denke an alle, denen es ebenso geht.

  11. Liebe Katja,

    wir kannten uns über den digitalen Austausch und haben uns zuletzt vermehrt über Möglichkeiten zu Wohnunterkünften für entlassene Straftäter, insbesondere jene mit psychischen Problemen ausgetauscht.
    Dein aufrechtes Interesse an dieser, von der Gesellschaft leider oft vernachlässigten, Klientel hat mich beeindruckt, ebenso deine offene und sympathische Art.
    Der gerade begonnene Gesprächsfaden ist nun abrupt und auf fürchterliche Weise gerissen.
    Dein plötzlicher Tod hat hohe Wellen geschlagen und so viele Menschen gedenken deiner in Trauer. Mein Beileid an die Angehörigen, insbesondere die Tochter, und die zahlreichen Freund*innen, die dir so nahe standen.

    „Von guten Mächten wunderbar geborgen
    Erwarten wir getrost, was kommen mag“

  12. Katja – wir haben uns häufig geschrieben, aber nur einmal gesehen, in einem Café auf St. Pauli, und deine Klarheit, deine Wärme, deine Kraft, das hat mich sehr beeindruckt.

    ich schicke ein paar Zeilen von Leonard Cohen, weil die mir immer helfen, und auch wenn ich weiß, dass so ein Songtext nichts einfacher oder gar leichter macht, tröstet er zumindest ein bisschen, wenn nicht jetzt, dann vielleicht doch irgendwann:

    now I bid you farewell, I don’t know when I’ll be back
    they’re moving us tomorrow to that tower down the track
    but you’ll be hearing from me baby, long after I’m gone
    I’ll be speaking to you sweetly from a window
    in the Tower of Song

    gute Reise, liebe Katja, du fehlst.

  13. Wenn Du bei Nacht den Himmel anschaust, wird dir sein, als leuchten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache. Du allein wirst Sterne haben, die lachen können.
    (Antoine de Saint-Exupéry)
    Diesen Trost wünsche ich den Angehörigen und Freunden von Katja Husen.
    Andrea Kürner
    KV Altona

  14. Oh Mensch, Katja!

    Da wäre noch so viel mehr von Dir gewesen!

    Ich weiß ganz bestimmt: Ich hätte Dir gerne noch sehr oft zugehört. Von Dir kam immer ein Blick auf die Sache, der noch nicht dabei war. Etwas, womit Du Dich beschäftigt hast, weil Du immer auch noch in ganz anderen Diskussionen unterwegs warst. Weil Dich beschäftigt hat, was Diskussionen an anderen Orten für uns bedeuten. Ein Hinweis auf eine verengte Perspektive. Niemand hat mich je so wertschätzend auf Bretter vor meinem Kopf hingewiesen, wie Du.

    Du hast Politik in einer Weise gelebt, von der wir uns alle eine Scheibe abschneiden können. Solidarität war für Dich nicht nur eine Hülse. Du musstest selbst erfahren, wie wenig solidarisch der Umgang in unserer Partei manchmal ist. Das war aber kein Grund für Dich, mit selber Münze heimzuzahlen. Im Gegenteil: Du hast ganz oft andere stark gemacht, die nach vorne gehen wollten und Durch Dein Netzwerken dafür gesorgt, dass Kandidaturen nicht nur One-Man- oder One-Women-Shows waren. Viele, die für uns jetzt Verantwortung tragen, hast Du durch Dein Verständnis von Solidarität geprägt.

    Politik war mit Dir immer lustig. Dein Lachen gehörte zu jeder Diskussion und allein das werde ich wahrscheinlich ewig in Erinnerung behalten.

    Wir sind einen langen Weg zusammen gegangen. Wir kennen uns schon vom Bundesverband der Grünen Jugend – da warst Du mir ein bisschen suspekt, weil Du so forsch warst. Freund*innen wurden wir in der Zeit, als wir gemeinsam in der Bürgerschaft saßen. Damals habe ich schätzen gelernt, mit welch klarer Analyse Du auf viele Fragen geschaut hast. In den nächsten Jahren hatten wir mal mehr und mal weniger miteinander zu tun. Auf Deine Freundschaft konnte ich mich aber immer verlassen.

    Katja: Du wirst mir fehlen!

    Till

  15. Liebe Katja,

    wir vermissen dich sehr in der LAG Soziales, Gesundheit, Arbeit und Behindertenpolitik in die du als Sprecherin deine Herzensthemen eingebracht hast: Rassismus im Gesundheitswesen, Obdachlosigkeit, Housing-First, Angebote spendenfinanzierter Träger*innen wie CaFée mit Herz, Resozialisierung und medizinische Versorgung im Strafvollzug, Organspende- Umsetzung der bestehenden Regelungen für eine Verbesserung der Versorgung und Widerspruchslösung statt Zustimmungslösung, Besuch des Medizinhistorischen Museums im UKE, Medizin im Nationalsozialismus.
    Du hast dich in unserer LAG und als Vorsitzende der Psychiatriekommission für Menschen ohne Lobby engagiert, psychisch kranke Menschen die anecken und wenig Verständnis bekommen. Du hast Konzepte entwickelt für die Hilfe zB Wohnraum für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und wenn sie deswegen nicht haftfähig sind statt Haft.
    Dein Einsatz galt diesen Menschen. Du warst eine hervorragende Teamplayerin. Ich erinnere deine sprühenden Gedanken und Ideen. Es kam mir so vor, dass dein Beitrag wie ein Stern geleuchtet hat und uns einen klaren Weg aufgezeigt hat, wie wir helfen können. So hast du ein unglaublich gutes Gefühl vermittelt, verbindlich und respektvoll. Es war eine große Freude und Erfüllung mit dir gemeinsam zu arbeiten. Ich wünsche mir ganz stark, dass deine Impulse und dein Engagement in die Zukunft getragen werden für die Menschen für die du da warst.

    Jasper Kiehn

  16. Liebe Katja,

    für mich ist Dein Tod nicht fassbar – gerade haben wir versucht, einen gemeinsamen Termin zu finden und plötzlich bist Du nicht mehr da. Wir kennen uns schon sehr lange – seit der grünen Jugend und haben vieles gemeinsam erlebt. Dabei habe ich Dich sehr schätzen gelernt. Insbesondere Deine scharfe und prägnante Art hat mir immer sehr gefallen und auch viel Spaß bereitet. Du bist eine extrem kluge und begabte Frau gewesen – und das hat Deinem politischen Umfeld teilweise Angst gemacht. Für mich bist Du einer der wenigen Menschen gewesen, mit der ich heiß diskutieren und neue Ideen austauschen konnte. Eine echte Freundin.

    Der Verlust ist unfassbar groß. Ich vermisse Dich.

    Heike

  17. Mir fehlt deine Fröhlichkeit am frühen Morgen, wenn ich abgehetzt auf dem Weg zur Kita mein Fahrrad aus unserem Keller ziehe. Deine gute Laune, wenn wir uns zufällig im Treppenhaus begegnen. Deine Geselligkeit, wenn du noch schnell eine Flasche Wein aus deiner Wohnung holst, um dich zu uns auf die warmen Stufen vor unserer Haustür zu setzten.
    Und doch wirst du immer da sein, in diesem Fahrradkeller, dem Treppenhaus und auf der Stufe.
    Worte von dir, die ich nie vergessen werde und die ich in mir trage.
    Ich bin froh, dich gekannt zu haben, denn so kann ich von dir erzählen.

  18. Liebe Katja,
    wir kannten uns nun über 25 Jahren und haben uns Anfang 2000 in Hamburg wieder getroffen. Zunächst sind wir uns über den Bundesverband GAJB (Grün-Alternatives Jugendbündnis später Grüne Jugend Bundesverband) begegnet. Du wurdest vom Vorstand des GAJB nach Baden-Württemberg geschickt, um uns auf Spur zu bringen, da wir als GAJ BaWü (Grün Alternative Jugend Baden-Württemberg später Grüne Jugend Baden-Württemberg) zu „realo“ für den „linken“ Bundesverband waren. Wir haben damals diskutiert, gestritten aber auch gelacht.
    In Hamburg sind wir uns dann wieder begegnet und hatten eine gemeinsame Zeit als Beisitzer:innen im damaligen Landesvorstand der GAL (Grün-Alternative Liste später Bündnis 90/Die Grünen Hamburg), du bist dann nach Berlin gegangen und ich war weiter im Landesvorstand der GAL und GJ Hamburg.
    Eine Zeitlang hatten wir uns aus den Augen verloren und dann später immer wieder in einer lockeren Runde getroffen. So weit haben wir auch nicht auseinander gewohnt, so sind wir uns auch ab und zu so spontan in der Nachbarschaft begegnet.
    Deine Nominierung als Bezirksamtsleiterin hat mich sehr gefreut und ich hätte dir dieses Amt nicht nur gewünscht, sondern du hättest einen anderen Wind im Bezirksamt in Eimsbüttel wehen lassen. Es ist anders gekommen, so sind die politischen Wege nicht immer faire und oft steinig und holprig.
    Es macht mich ungemein traurig, dich als kluge und energiestarke Weggefährtin mit einem starken Willen für eine gerechtere Welt einzustehen, zu verlieren.
    Liebe Katja mach es gut. Du bist in meinen Gebeten mit eingeschlossen.
    Deine Stefi Wolpert

  19. Memento

    Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang,
    Nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?

    Allein im Nebel tast ich todentlang
    Und laß mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.

    Der weiß es wohl, dem gleiches widerfuhr;
    – Und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: den eignen Tod, den stirbt man nur,
    Doch mit dem Tod der andern muß man leben.

    Mascha Kaleko

    Liebste Katja,
    mit deinem Tod muss ich nun leben und weiß immer noch nicht, wo mir der Kopf steht, seitdem die Nachricht kam.

  20. Danke, Anna, für diesen wunderschönen Nachruf. Ich musste so weinen, weil deine Darstellung von Katja so herzerfüllend und echt ist.

    So richtig persönlich habe ich Katja bei einer Geburtstagsfeier (oder Einweihungsfeier?) von Anna kennengelernt. Ich glaube, das war 2017. Wir Drei hatten uns in Annas Wohnung mit unseren Weingläsern ins Schlafzimmer zurückgezogen, saßen auf dem Bett und dem Fußboden und analysierten das Patriarchat. Katja stellte so viele kluge Aspekte dar, sprach so liebevoll von ihrer Tochter und dem freundschaftlichen Verhältnis zu ihr und warf auch kritische Aspekte auf unsere Partei auf. Ich war so fasziniert von ihr, von ihrer ganzen Ausstrahlung. Sie war klug, schlagfertig und vor allem so unglaublich sympathisch.
    Mich wundert nicht, wieviele Menschen gerade um sie trauern, ob im Digitalen oder in der realen Welt. Bemerkenswert, von wievielen Menschen sie wirklich gemocht wurde.

    Mein herzliches Beileid an alle, insbesondere an ihre Tochter!🖤

  21. Liebe Freund:innen,

    den Einstieg zu finden, ist gar nicht so leicht. Nicht weil es schwierig ist, Worte zu finden. Sondern weil keine Worte ändern können, worum es geht: Katja ist nicht mehr da.

    Fassungslosigkeit, Schmerz, Trauer, Wut auf diese unfassbare Ungerechtigkeit. All das ist auf einmal da. All diese Gefühle.

    Katja ist ein besonderer Mensch gewesen, für mich ein Lieblingsmensch. Ich kann ihr Lachen hören, wenn ich die Augen schließe. Ich sehe ihren wachen, interessierten Blick. Ich spüre ihre feste Umarmung. Sie war meine Freundin. Und damit hat sie mir ein unfassbares Geschenk gemacht. Ich weiß, dass es ganz vielen Menschen geht wie mir.

    Man konnte mit Katja über alles sprechen, außer über Belangloses. Deshalb hat sie so viele Menschen tief berührt. Oft und intensiv haben wir über das Patriarchat gesprochen, über Menschen, denen ihre Privilegien wie eine Selbstverständlichkeit erscheinen und die meinen, ihnen stehe alles mögliche auf Kosten von anderen einfach zu. Ich habe es geliebt, wie sie über ihre Lieben gesprochen hat. So warm, so einfühlsam, so begeistert.

    Vor ungefähr zwölf Jahren habe ich Katja kennengelernt, und schon kurze Zeit später saßen wir gemeinsam als Beisitzer:innen im Landesvorstand. Katja hatte zu diesem Zeitpunkt schon so viel für unsere Partei gemacht, in die sie 1997 eingetreten war. Zu ihrer Motivation schrieb sie einmal selbst:

    „Als ich 1997 bei den Grünen eingetreten bin, war für mich klar, warum es diese Partei sein musste, in der ich mich engagieren wollte: eine Gesellschaftspolitik, die allen Menschen ermöglicht, frei und selbstbestimmt zu leben. Und eine Partei, in der ich als junge Frau direkt mitmachen könnte und nicht erst Jahre einem Mann zuarbeiten müsste, bevor ich ernst genommen werde.“

    Freiheit in Solidarität, Feminismus und Selbstbestimmung: Dafür wollte Katja Politik machen. Diesen Anspruch hat sie eingelöst. Von 1998 bis 2000 war sie Vorsitzende der Grünen Jugend Bundesverband. 2002 bis 2006 war sie für uns im Bundesvorstand. Damals waren erst Angelika Beer und später Claudia Roth gemeinsam mit Reinhard Bütikofer Bundessprecher:innen. Steffi Lemke hatte die politische Geschäftsführung inne, Dietmar Strehl war Schatzmeister, Katja frauenpolitische Sprecherin und an ihrer Seite als weiterer Beisitzer Omid Nouripour. In den Jahren 2004 bis 2008 war sie Abgeordnete in der Hamburgischen Bürgerschaft und hat die grüne Gesundheitspolitik geprägt. Auch da ist sie mit ihrer Klarheit, ihren Kompetenzen und ihrem hohen Anspruch an professionelles Arbeiten aufgefallen und wurde nach der Legislatur ans UKE geholt, wo sie zuletzt die kaufmännische Leitung des Zentrums für Molekulare Neurobiologie und der Zahnklinik innehatte.

    Unsere gemeinsame Zeit im grünen Landesvorstand war für mich eine besonders prägende Erfahrung. Katja hat nie ein Blatt vor den Mund genommen, war klar und pointiert in ihren Aussagen und gleichzeitig im besten Sinne im Diskurs. Ich habe viel zugehört damals. Sie hat mich berührt und fasziniert. Die thematische Breite, die Tiefe ihres Wissens und ihre Problemlösungskompetenz finde ich bis heute überragend.

    Eine Sache kam aber noch dazu und macht Katja im politischen Raum zu einer wirklichen Seltenheit: ihre Solidarität. Echte Frauensolidarität. Solidarität mit denen, die nicht so sind wie man selbst. Solidarität mit politischen Freund:innen, für die sie auch in schwierigen Situationen öffentlich das Wort ergriffen hat. Solidarisch kritisch-konstruktive Rückmeldungen – oder wie Till Steffen sagte: „Sie hat einem gesagt, wenn man das Brett vor dem eigenen Kopf nicht gesehen hat.“

    Dieser solidarische Mensch war Katja in allen Dimensionen ihres Lebens. Nicht nur die eigene Selbstbestimmung, sondern ein selbstbestimmtes Leben aller Menschen. Sie hat hart für die Rechte von transsexuellen Menschen gekämpft, für die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen, für eine gute Gesundheitsversorgung aller Menschen. Themen, die sie bis zuletzt als Sprecherin der LAG Soziales der Hamburger Grünen bewegt haben. Die Wahl von Annalena Baerbock zur Kanzlerkandidatin hat sie noch mal wieder neu elektrisiert.

    „Annalena verkörpert, dass wir es ernst meinen mit der Veränderung, auf die wir alle warten und von der wir wissen, dass sie dringend nötig ist in diesem Land.Deshalb treten wir bei dieser Bundestagswahl an, um zu regieren. Um wirklich zu verändern statt nur zu versprechen.“ Aus Katjas Bewerbung für die Landesliste zur Bundestagswahl 2021

    Katja hat sich als Kandidatin auf einem hinteren Platz der Landesliste in diesen Bundestagswahlkampf geworfen. Natürlich hätte sie auch viel weiter vorne stehen können. Aber so war Katja: Sie hat sich mit den anderen Kandidatinnen verständigt und ist nicht für sich, sondern für die Chance auf grundlegende politische Veränderung in diesen Wahlkampf gezogen. Katja ist unserer Partei immer gerecht geworden, wir als Partei haben das bei Katja nicht immer geschafft. Das schmerzt mich. Katja hingegen hat es uns verziehen.

    Die Partei war bei weitem nicht der einzige Ort, an dem sie sich für Menschen begeistert hat und wo Menschen Katja gefolgt sind. 46.250 Tweets hat Katja auf Twitter hinterlassen. Viele voller Humor, scharfsinniger Analysen, empathischer Anteilnahme an Erfahrungen anderer, politischer Anliegen, veganen Gerichten, Berichten über Radtouren und sportliche Herausforderungen, guten und schlechten Erfahrungen, dem FCSP und dem Fanleben in der Nordkurve, Erkenntnissen und der Suche nach mehr davon.

    Für ganz viele Menschen, die sie nie persönlich getroffen haben, war sie ein Teil ihres Lebens. Ein Teil, auf den man nicht verzichten will. Weil man sie liebgewonnen hat, weil es sich gut und richtig anfühlt, Katja in seinem Leben zu haben. Jetzt ist sie nicht mehr da. Nichts fühlt sich mehr gut und richtig an. Wir können daran nichts ändern. Katja hat ein selbstbestimmtes Leben geführt, sie hat ganz viel von dem gemacht, was sie sich vorgenommen hat. Sie hat gelebt, geliebt und das Leben gefeiert. Sie war sehr gut in dem, was sie tat, und sehr gut zu anderen. Wie man auf Twitter sagen würde: Seid mehr wie Katja.

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